Freitag, 9. Dezember 2016
Erwartungen
Wenn man jemanden etwas erzählt, erwartet man eine Reaktion. Ganz egal, ob man etwas Gutes erzählt (und höchstwahrscheinlich eine freudige Reaktion erwartet) oder etwas Schlechtes (und höchstwahrscheinlich... irgendetwas Gegenteiliges von Freude).

Nun ist es so, dass man mir etwas Schlechtes mitgeteilt hat. Etwas, das mein Berufsleben (und vielleicht auch mein Privatleben) wohl ziemlich ändern wird. Ich habe im direkten Kontakt vor allem mit Verständnis reagiert, leicht geschockt aber verhältnismäßig ruhig. Ein aufmerksamer Beobachter hätte aber wahrscheinlich gesehn, dass in meinem Innersten ein Krieg ausbrach. Zig Emotionen, die alle nach vorne wollten, die ich aber krampfhaft zu unterdrücken versucht habe. Die Arme zappelig, wusste nicht wohin damit, abwechselnd hinterm Kopf verschränkt um mir in den Nacken zu kneifen, im Schoß gefaltet um die Nägeln in die weiche Haut zwischen Daumen und Zeigefinger zu bohren (an dieser Stelle sei gesagt: ich habe ein "kleines" Problem mit Selbstverletzung). Mit den Händen über die Oberschenkel gerieben, da sich unter der Hose halbverheilte Schnittwunden versteckten...
All dies, um keine größere Emotion rauszulassen, nicht loszuplärren wie ein kleines Baby. (Was die Tage darauf zu Hause alles aus mir rausbrach ist natürlich eine andere Geschichte)

So weit so gut. Nun scheint aber der Nachrichtenüberbringer meine offene Reaktion nicht ganz deuten zu können. Ich bin mir nicht sicher, ob er die Anzeichen (das Zappeln und Rumgerutsche auf meinem Stuhl) überhaupt bemerkt hat, und wenn ja auch richtig gedeutet. Oder ob er selbst zu sehr mit der Nachricht beschäftigt war, um es zu bemerken.
Wenn letzteres der Fall ist, wird meine Reaktion einfach zu wenig gewesen sein. Und es nur wenig verwunderlich, dass er mir erzählt, dass ein Kollege ihn gefragt hat, wie ich die Nachricht aufgenommen habe. Warum sollte er mir das erzählen? Dazu fällt mir nur ein, dass er irgendwie versucht herauszufinden, was ich denke/ fühle.
Und genau DAS ist mein Problem. Ich bin es nicht gewohnt, meine Gedanken und Gefühle mit anderen Menschen zu teilen. Ich versuche solche Dinge immer mit mir selbst auszumachen. Und nun werde ich heute Abend aber wohl nicht drumherumkommen zumindest die eine oder andere Frage in diese Richtung zu beantworten. Davor drücken werde ich mich nicht können. Ich kann versuchen, das ganze mit Alkohol aufzulockern (was übrigens auch so ein Problem ist bei mir: dem Alkohol nicht abgeneigt...)
Aber auch mit Alkohol wird es schwierig, denn da muss ich den schmalen Grat finden zwischen "angeheitert und alles nicht mehr so ernst sehen" und "ups - das war zuviel; jetzt kippt die Stimmung von jetzt auf gleich ins schwarze Loch"

Aber was soll's - ich kann es jetzt ohnehin nicht ändern. Und so bleibt mal wieder nur: abwarten!

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